Perspektiven für Junglandwirte: Wie gedeiht die Flächenplattform?

Artikel in der "Bauernzeitung Brandenburg" vom 16.02.2021

Wir haben Willi Lehnert, den Geschäftsführer und Projektleiter beim Bündnis Junge Landwirtschaft e. V., zu der vergangenes Jahr neu gestarteten Flächenplattform für Junglandwirtinnen und Junglandwirte befragt.

Das Interview führte Heike Mildner

Anfang Dezember 2020 ist die neue Internetplattform, auf der Junglandwirte Agrarflächen suchen können und Flächeneigentümer ihrerseits Interessenten finden, die sie unterstützen möchten, online gegangen. Was hat sich seither getan?
Bisher haben zehn Junglandwirtinnen und Junglandwirte, die Agrarflächen pachten oder kaufen möchten, ein Inserat für die Rubrik Gesuche ausgefüllt. Dadurch wird sichtbar, dass es junge Leute gibt, die in die Landwirtschaft einsteigen wollen. Einige suchen Agrarflächen im berlinnahen Raum. Es gibt auch einige, die schon auf dem Land leben, teils auch eine Hofstelle haben, und dann natürlich Flächen in deren Nähe suchen. Die meisten haben eine landwirtschaftliche Ausbildung, manche möchten erstmal in den Nebenerwerb einsteigen, andere den Nebenerwerb ausbauen.

Und auf der Seite der Flächenanbieter?
Die Anbieter können, wenn sie sich angemeldet haben, direkt mit den Landsuchenden in Kontakt treten. Da sind wir als Plattformbetreiber nicht mehr beteiligt. Es werden auf jeden Fall noch Flächenanbieter gesucht, diese Seite ist noch ausbaufähig. Bisher kam Einiges im persönlichen Kontakt mit Kommunen, Liegenschaftsämtern etc. zustande. Wegen der Pandemie ist da gerade nicht so viel möglich. Anfang März soll es eine Online-Veranstaltung geben, auf der wir Einblicke in das Projekt geben und insbesondere potenzielle Verpächter oder Verkäufer erreichen wollen.

Haben Sie schon bei der BVVG (Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH) nachgefragt?
Mit der BVVG haben wir regelmäßig zu tun. Bei den „beschränkten Ausschreibungen“ werden ja auch Junglandwirte bevorzugt. Aber trotzdem handelt die BVVG nach ihren Richtlinien, und das heißt, der Meistbietende bekommt den Zuschlag. Das ist für alle ein Problem, aber einige unserer Interessenten würden ja schon mit einer „Handtuchfläche“ klar kommen. Um die Vergaberichtlinien der BVVG zu ändern, müsste der Bundestag aktiv werden. Da hoffe ich eher auf die landeseigenen Flächen.

Was ist mit der Kirche?
Die Gemengelage ist kompliziert. Jede Kirchgemeinde entscheidet selbst, an wen sie verpachtet, und für viele ist die Landverpachtung ein rein formeller Akt. Für März planen wir eine Veranstaltung zu dem Thema mit der Kirche und dem Umweltbüro. Pfarrerinnen und Pfarrer verstehen wir in puncto Landverpachtung als Impulsgeber für die Gemeinden. Sie wollen wir über unser Projekt informieren.

Gibt es große Betriebe, die Junglandwirten Agrarflächen verpachten?
Grundsätzlich sehe ich darin eine tolle Möglichkeit, praktisch in den Beruf einzusteigen. Im Einzelfall käme es drauf an: Die Pacht müsste langfristig sein, vielleicht wäre es möglich, in Sachen Landtechnik zusammenzuarbeiten, und irgendwo müssen die jungen Leute auch wohnen. Es gibt da einen 420-Hektar-Betrieb in Paulinenaue, der sich vorstellen könnte, Flächen an Junglandwirte, zum Beispiel für den regionalen Gemüseanbau, zu verpachten. Dafür haben wir noch niemanden gefunden. In Blankenfelde hat ein Landwirt zwei Hektar für den Einstieg in die Hühnerhaltung abgegeben. Der Einstieg hat geklappt, der junge Mann sucht jetzt eine größere Fläche.

Wie läuft es mit den Mentoren?
In diesem FÖL-Projekt begleite ich als Projektleiter teils dieselben Junglandwirte, die auf der Flächenplattform unterwegs sind. Hier werden noch Mentoren gesucht. Anders als Berater werden sie die Einsteiger über einen längeren Zeitraum begleiten. Da muss die Chemie stimmen.

Quelle: Bauernzeitung Brandenburg, 16.02.2021: https://www.bauernzeitung.de/news/brandenburg/perspektiven-fuer-junglandwirte-wie-gedeiht-die-flaechenplattform/